"Es ist alles sehr professionell"
Vor dem Spitzenspiel in der Planet Pure Frauen-Bundesliga gegen den SKN St. Pölten spricht Sabrina Horvat über den starken Saisonstart.
Vor dem Spitzenspiel in der Planet Pure Frauen-Bundesliga gegen den SKN St. Pölten spricht Sabrina Horvat über den starken Saisonstart.
Nach sechs Runden in der Planet Pure Frauen-Bundesliga ist die SPG SCR Altach / FFC Vorderland sensationell erster Verfolger von Serienmeister SKN St. Pölten. Vor dem Spitzenspiel am Sonntag spricht Leistungsträgerin Sabrina Horvat über den starken Saisonstart, den Zusammenhalt im Team und ihre Rückkehr ins Ländle.
1. 94. Minute: Siegtor Altach! Am vergangenen Wochenende war die Nachspielzeit unser Freund. Beide Bundesligateams haben sich spät ganz wichtige Punkte gesichert. Wie hast du die Emotionen nach dem erlösenden 2:1 in Kleinmünchen wahrgenommen?
Emotional trifft es am besten. Die Stimmung nach Eileens (Anm. Campbell) Tor war schon einzigartig, was man ja auch daran sieht, dass der Jubel dem Schiedsrichter gleich mehrere gelbe Karten wert war (lacht). So ein später Siegtreffer setzt auf jeden Fall Energie frei, auch im Hinblick auf die nächsten Spiele.
2. Nach sechs Runden stehen damit starke 15 Punkte auf der Habenseite. Wie lautet deine Zwischenbilanz, nachdem nun zwei Drittel der Herbstsaison gespielt sind?
Die Bilanz mit fünf Siegen und nur einer Niederlage ist sehr stark und war zu Beginn der Saison nicht unbedingt zu erwarten. Es zeigt aber, über was für eine starke Mannschaft und individuelle Klasse wir verfügen. Das Wichtigste ist trotzdem der Zusammenhalt, der unsere Mannschaft auszeichnet. Gerade in Spielen wie am Samstag gegen Kleinmünchen, wo du der vermeintliche Favorit bist, die aber extrem schwer zu bespielen sind, kannst du nur mit einer geschlossenen Teamleistung bestehen.
3. Am Sonntag kommt es in der CASHPOINT Arena zum Schlager gegen den SKN St. Pölten, der sogar das Punktemaximum von 18 Zählern auf dem Konto hat. Die Wölfinnen sind zwischen zwei Champions League-Partien in Altach zu Gast. Welchen Chancen rechnest du dir aus?
Realistisch gesehen, ist SKN St. Pölten ganz klarer Favorit – das zeigt sich schon daran, wie lange sie in der Österreichischen Bundesliga ungeschlagen sind. Um in diesem Spiel etwas mitzunehmen, brauchen wir einen absoluten Sahnetag und vielleicht auch das nötige Quäntchen Glück. Aber wir sind gut drauf und wenn wir den Teamspirit und die Leistungen der letzten Wochen auf den Platz bringen, können wir sie mit Sicherheit ärgern. Es braucht von jeder Spielerin die berühmten 120 Prozent.
4. Wo kann sich Altach von St. Pölten im Frauenfußball noch etwas abschauen und gibt es auch Bereiche, wo du euch im Vergleich mit dem Serienmeister im Vorteil siehst?
In St. Pölten wird schon seit vielen Jahren gute Arbeit geleistet, deshalb sind sie uns schon noch den ein oder anderen Schritt voraus. Die Kooperation mit dem SCR Altach war für Vorderland aber ein riesen Schritt in die richtige Richtung. Wo wir uns sicher nicht verstecken müssen, sind unsere Heimspiele: Das wir diese im Stadion bestreiten dürfen, ist eine riesen Ehre. Auch die Trainingsbedingungen im Campus sind im Österreichischen Frauenfußball einzigartig.
5. Die weiteren Gegner bis zur Winterpause heißen USV Neulengbach und FK Austria Wien. Sind das Gegner auf Augenhöhe oder würdest du euch in der momentanen Verfassung sogar in der Favoritenrolle sehen?
Ich glaube es wäre noch zu früh, uns in diesen Spielen in eine Favoritenrolle zu setzen. Wir haben bis zur Winterpause noch ein hartes Programm zu bestreiten, ich sehe uns mit diesen Teams aber auf Augenhöhe. Es ist vielleicht ähnlich wie im Spiel gegen die Vienna: Du brauchst einen super Tag, um sie zu schlagen. Ich bin trotzdem der festen Meinung, dass wir das draufhaben und bis zum Ende der Herbstsaison noch einige Punkte einfahren werden.
6. Mit Maria Olsen und Eileen Campbell verfügt die SPG momentan über das torgefährlichste Offensivduo der Liga. Was macht die Beiden so stark?
Ich glaube, dass es gerade ihre Unterschiede sind, die sie in der Kombination so stark machen. Eileen bringt eine extreme Schnelligkeit mit. Mo ist in ihrer Spielanlage ein bisschen das Gegenteil: Sie kann den Ball gut festmachen, ist technisch sehr stark und hat einen wahnsinnig präzisen Schuss. Im Duo ergänzen sie sich sehr gut und deshalb sind sie für uns als Team so wichtig.
Ich glaube, dass es gerade ihre Unterschiede sind, die sie in der Kombination so stark machen.
Sabrina Horvat
7. Du selbst bist im Sommer nach sechs Saisonen im Ausland ins Ländle zurückgekehrt. Ein großer Pull-Faktor war für dich die Nähe zur Familie. Wie sehr genießt du es, nach der langen Zeit, wieder täglich den persönlichen Kontakt pflegen zu können?
Sehr! Für mich ist es eine riesen Erleichterung. Ich fühle mich extrem wohl in Vorarlberg und es ist einfach schön zu wissen, dass ich wieder zuhause bin. Ich spüre den enormen Support meiner Familie, die bei jedem Heimspiel auf der Tribüne sitzt und mich lautstark unterstützt. Dazu ist es schon ein Stück weit Lebensqualität, unter der Woche einfach mal zur Familie und Freunden fahren können. Das war ja in den vergangenen Jahren nicht so einfach möglich.
8. Fußballerisch war es das Projekt SPG SCR Altach / FFC Vorderland, das dich gereizt hast. Was hat dich hier besonders überzeugt und wie ist dein Eindruck nach gut vier Monaten?
Es hat sich genau der Eindruck bestätigt, der mich im Sommer dazu bewogen hat, diesen Schritt zu wagen. Es wird alles sehr professionell gehandhabt und wie ich schon gesagt habe, schätzen wir es sehr, im Campus trainieren und im Stadion spielen zu dürfen. Das sagen wir nicht nur, sondern meinen es auch so. Die Bedingungen in Altach sind top, das haben viele Vereine in der deutschen Bundesliga nicht in dieser Qualität. Ich bin nach wie vor sehr überzeugt von dem Wechsel nach Altach.
9. Du bist jemand, die die Dinge klar beim Namen nennt und auch auf dem Platz eine sehr kommunikative Spielerin ist. Würdest du dich nach der kurzen Zeit schon als Führungsspielerin bei der SPG bezeichnen?
Wir haben ein sehr junges Team und da versuche ich natürlich Verantwortung zu übernehmen. Bei Köln war ich meistens eine der Jüngsten und durfte von den Erfahrenen und international erprobten Spielerinnen lernen. Das versuche ich jetzt meinen Mitspielerinnen weiterzugeben und sie zu unterstützen, wo ich kann.
10. Du bist seit mehreren Jahren stets im erweiterten Kreis der Nationalmannschaft. Wie nahe dran / weit weg bist du aus deiner Sicht momentan an einer Kadernominierung?
Das ist schwer einzuschätzen. Mir war natürlich bewusst, dass die Österreichische Liga von der Qualität her nicht an die Deutsche herankommt. Deshalb ist die Chance, im Nationalteam zu spielen, sicherlich größer wenn du in Deutschland spielst. Ich versuche aber aus jedem Tag das Beste herauszuholen und das zu optimieren, was ich beeinflussen kann. Ob das dann mit einer Einberufung honoriert wird, liegt letzten Endes in den Händen der Teamchefin.
11. Zum Abschluss dein Tipp: Wie geht das Spiel Zweiter gegen Erster am kommenden Sonntag aus?
Mit einer top Leistung und dem Quäntchen Glück ist alles drinnen. Ich tippe auf ein 1:1-Unentschieden.