"Es ist mein Ziel, im Juni wieder anzugreifen!"
Dominik Reiter spricht im Interview mit scra.at erstmals ausführlich über seine schwere Verletzung und den harten Weg zurück auf den Platz.
Dominik Reiter spricht im Interview mit scra.at erstmals ausführlich über seine schwere Verletzung und den harten Weg zurück auf den Platz.
Am 8. Spieltag beim Auswärtsspiel am Tivoli hat sich Dominik Reiter zum zweiten Mal in seiner noch jungen Karriere das Kreuzband gerissen. Im Interview spricht er über die belastende Zeit danach und wie er es geschafft hat, wieder positiv in die Zukunft zu blicken.
1. Wir starten mit der allerwichtigsten Frage: Wie geht es dir Domi?
Mir geht’s eigentlich sehr gut. Die letzten zwei, drei Wochen ist richtig was vorwärtsgegangen. Ich hatte sechs Wochen lang Krücken und hatte dann in der ersten Woche danach das Gefühl: ‚Hm, das zwickt schon noch ein bisschen. Gehen geht noch nicht wirklich so, wie ich mir das vorstelle.‘ Aber das war eh klar, dass es nach so langer Zeit auf Krücken seine Zeit brauchen wird. Es ist jetzt aber wirklich steil bergauf gegangen: Mittlerweile mache ich Kniebeugen mit Gewicht und kann Radfahren mit Widerstand. Ich muss sagen, das hätte ich mir nicht erwartet, dass es so schnell geht.
2. Es ist jetzt zwei Monate her, als du zum zweiten Mal in deiner Karriere die erschütternde Diagnose Kreuzbandriss erhalten hast. Neben der körperlichen Verletzung sind das Momente in einem Fußballerleben, die auch mental schwer zu verarbeiten sind. Woraus schöpfst du in so einer Situation die Motivation, dich wieder aufzurappeln?
Für mich war es wichtig, dass ich den Trauermoment in der ersten Phase zugelassen habe. Ich habe mir da wirklich die ersten zwei, drei Wochen die Zeit gegeben, dass ich auch mal traurig sein darf und nicht irgendwie gekünstelt positive Stimmung erzeugen muss. Natürlich hat man auch viel Zeit nachzudenken und ich habe mir dann auch die Frage gestellt: ‚Was ist mir lieber? Dass ich mich verletzte, wenn es bei mir persönlich gerade schlecht läuft. Oder ist es mir lieber, dass es jetzt passiert, wenn ich richtig gut drauf bin. Natürlich ist es in so einer Phase bitter, aber letzten Endes ist es trotzdem ein besseres Gefühl, wenn ich weiß, dass ich vorher auf einem richtig guten Weg war.‘
Ich habe mir da wirklich die ersten zwei, drei Wochen die Zeit gegeben, dass ich auch mal traurig sein darf und nicht irgendwie gekünstelt positive Stimmung erzeugen muss.
Dominik Reiter
3. Jetzt blickst du zum Glück wieder positiv in die Zukunft und bist Mitten in der Mission Comeback. Wo liegen momentan die Schwerpunkte in deiner Reha?
Dadurch, dass jetzt wirklich was vorwärtsgegangen ist die letzten Wochen und wir schon mit hohen Gewichten arbeiten können, werden wir den Weg so beibehalten. Momentan geht es darum, den Körper mit Kraftübungen für Beine, Rumpf und Oberkörper wieder ordentlich aufzubauen, damit dann die nächsten Schritte gesetzt werden können. Mein Ziel ist es schon, im Jänner wieder mit Lauftraining zu beginnen.
4. Du hast dich bewusst dazu entschieden, die Reha größtenteils bei dir zuhause in Oberösterreich zu machen. Wie wichtig ist es für dich, Familie & Freunde auf diesem schweren Weg zurück auf den Platz bei dir zu haben?
Schon sehr wichtig. Ich habe zum einen in Oberösterreich meinen Physiotherapeuten des Vertrauens, der zusätzlich ein guter Freund von mir ist und zudem ich einfach eine spezielle Verbindung habe. Zum anderen natürlich die Familie, die mich in den schwierigen Phasen aufbaut und mir sehr viel Kraft gibt.
5. Einen Zeitplan aufzustellen, ist bei so einer Verletzung immer schwierig. Gibt’s trotzdem ein persönliches Ziel, wann du wieder zurück am Platz sein möchtest?
Ich denke, es macht keinen Sinn auf sieben, acht Monate hin zu trainieren, weil ich dann in der laufenden Saison vielleicht noch zwei oder drei Spiele bestreiten könnte. Wenn ich die auslasse, mir dann auch den Urlaub noch Zeit gebe, gewinne ich zwei Monate und kann zur Sommervorbereitung hoffentlich topfit einsteigen. Es ist mein Ziel zum Start im Juni wieder anzugreifen.
6. Du warst vor deiner Verletzung auf dem besten Weg eine Rolle als Leistungsträger im Team einzunehmen. Miroslav Klose hat dann auch gleich gesagt: „Wir werden auf Domi warten und ihm die Zeit geben, die er braucht.“ Wie viel bedeutet dir dieses Vertrauen des Trainers?
Schon sehr viel. Weil ich in meiner Karriere auch schon miterlebt habe, wie es ist, wenn man kein Vertrauen vom Trainer spürt. Umso schöner ist es, den Rückhalt des Trainers und des gesamten Teams zu spüren. Das hat mir auch geholfen, sehr schnell wieder positiv in die Zukunft blicken zu können.
7. Die zweite Hälfte der Herbstsaison hast du als Zuschauer miterlebt. Zuletzt war es ein auf und ab: Einem sehr guten Auftritt gegen Sturm Graz folgte die bittere Enttäuschung am Samstag im Derby. Wie erklärst du dir die „zwei Gesichter“, die unser Team momentan zeigt?
Schwierig! Vor dem Derby hatte ich das Gefühl, dass die Mannschaft in den vergangenen Wochen noch einmal einen Reifungsprozess durchlaufen hat und wir dieses Spiel gewinnen werden. Wir haben es uns mit Sicherheit alle ganz anders vorgestellt, weil ich überzeugt davon bin, dass unsere Mannschaft mehr Qualität hat als Lustenau. Das zeigt dann wahrscheinlich doch, dass uns in diesen Spielen diese nötige Reife und die hundertprozentige Gewinnermentalität noch fehlt. Es muss ganz klar unser Ziel sein, dass wir da im Laufe dieser Saison auch noch hinkommen. Denn was die Mannschaft kann, hat sie in den letzten Wochen ja schon mehrfach bewiesen.
8. Wie sehr hast du am Samstag in Lustenau mitgelitten?
Ich muss ehrlich sagen, dieses Spiel war für mich das schwierigste in dieser Saison, obwohl ich selbst gar nicht am Platz gestanden bin. Wir haben sicher einiges vermissen lassen, was in so einem Spiel entscheidend ist.
9. Eine Derbyniederlage tut naturgemäß noch den ein oder anderen Tag länger weh. Nichtsdestotrotz werden auch wir als Verein schnell wieder nach vorne blicken. Was ist aus deiner Sicht im Frühjahr noch möglich für dieses Team?
Sehr viel, denke ich. Ich hatte die letzten Wochen das Gefühl, wir können jeder Mannschaft weh tun und auch gewinnen. Egal ob das gegen Hartberg oder Sturm Graz war, es war immer was möglich. Ich möchte nicht über Tabellenplätze reden. Aber es geht um die Mannschaft, dass wir uns weiterentwickeln und am Ende der Saison in den Spiegel schauen können und sagen, wir haben alles herausgeholt.