Der SCR Altach bedauert zutiefst, was Spielerinnen unseres Vereins durch die mutmaßlichen Handlungen einer ehemals für den Club tätigen Person erleben mussten. Auch wenn strafrechtliche Bewertungen ausschließlich den Ermittlungsbehörden und der Justiz obliegen, ist uns bewusst, dass bereits der Verdacht und die damit verbundene Unsicherheit für die Betroffenen eine enorme psychische Belastung darstellen. Unser aufrichtiges Mitgefühl gilt allen Spielerinnen, die von dieser Situation betroffen waren oder sich betroffen fühlen.

Nach aktuellem Stand der Staatsanwaltschaft wurden rund 30 Spielerinnen als mögliche Opfer einvernommen. Die Ermittlungen sind mittlerweile abgeschlossen. Dabei wurde von den zuständigen Behörden festgehalten, dass es keine Hinweise auf Video- oder Bildaufnahmen in privaten Wohnungen von Spielerinnen gibt. Diese Klarstellung ist uns wichtig, da gerade zu diesem Punkt in den vergangenen Wochen viele Gerüchte und Fehldarstellungen im Umlauf waren, die zusätzliche Verunsicherung ausgelöst haben.

Gerade weil die öffentliche Berichterstattung in Teilen sehr widersprüchlich war, erachten wir es als notwendig, die wesentlichen Abläufe chronologisch und faktenbasiert darzustellen.

Chronologische Darstellung der Ereignisse

22. September
Die später beschuldigte Person informierte den SCR Altach darüber, aus glaubhaft persönlichen Gründen ihre Funktion im Verein niederlegen zu wollen. Aufgrund der langjährigen Tätigkeit in verantwortlicher Position wurde eine geordnete Übergabe vereinbart. Aus diesem Grund nahm die Person in den Tagen nach Bekanntgabe des Rücktritts noch einzelne, im Rahmen der Übergabe notwendige Aufgaben wahr und stand in diesem Zusammenhang auch in Kontakt mit der Mannschaft. Zu diesem Zeitpunkt lagen dem Verein keinerlei Hinweise oder Verdachtsmomente auf strafbares Verhalten vor.

9. Oktober
Der SCR Altach wurde erstmals mit der Thematik konfrontiert, als das Landeskriminalamt unangekündigt den Damentrakt am Bundesliga-Campus durchsuchte. Dem Verein wurde lediglich mitgeteilt, dass es einen Hinweis auf mögliche Kameras in Kabinenräumlichkeiten gebe.
– Es wurden keine Kameras gefunden.
– Der Verein erhielt keine Information, um welche Person es sich handeln könnte.

15. Oktober
Im Rahmen einer Zeugenvernehmung wurde dem SCR Altach erstmals der Name der beschuldigten Person genannt. Noch am selben Tag wurde durch den Rechtsanwalt des Vereins ein umfassendes Betretungsverbot für sämtliche Clubräumlichkeiten und das gesamte Vereinsgelände ausgesprochen. Selbstverständlich wurde auch die Phase der geordneten Übergabe sofort abgebrochen. 

Gleichzeitig wurde der SCR Altach von den Ermittlungsbehörden ausdrücklich angewiesen, aus ermittlungstaktischen und datenschutzrechtlichen Gründen keine weiteren Personen zu informieren, bis die Befragung des Beschuldigten stattgefunden hat. Trotz mehrmaliger Bitten des Vereins, aufgrund der Brisanz und der Öffentlichkeitswirksamkeit des Vereins, diese Einvernahme vorzuziehen, war dies nicht möglich.

Vorbereitung auf den Ernstfall
In dieser Phase nahm der SCR Altach bereits Kontakt mit VERA – der Vertrauensstelle gegen Belästigung und Gewalt in Kunst, Kultur und Sport auf. Ziel war es, vorbereitet zu sein, sobald eine Information der Spielerinnen behördlich freigegeben wird, und konkrete Unterstützungsangebote bereitstellen zu können. Entgegen später geäußerter Vorwürfe in einem Interview der Neue am Sonntag hat der Verein diese Unterstützung weder abgelehnt noch verzögert. Dies wurde zwischenzeitlich auch von VERA beim Redakteur des entsprechenden Interviews richtiggestellt.

28. Oktober
Der SCR Altach wurde von den Vorarlberger Nachrichten darüber informiert, dass sie Kenntnis über die im Raum stehenden Vorwürfe erhalten haben und ein Bericht erscheinen werde. Es wurde durch die Vorarlberger Nachrichten zugesagt, die Veröffentlichung erst in der Print-Ausgabe am folgenden Tag zu machen, um dem Verein die Möglichkeit zu geben, die Spielerinnen selbst zu informieren.

Diese Vereinbarung wurde nicht eingehalten; der Bericht erschien noch am selben Nachmittag auf den Online-Portalen der Vorarlberger Nachrichten – zwei Stunden vor einem kurzfristig einberufenen Infoabend mit der Mannschaft. Dadurch war es dem Verein nicht mehr möglich, die Information vorab intern weiterzugeben.

Infoabende
Noch am selben Abend fand ein Informationsabend für Spielerinnen sowie – insbesondere bei minderjährigen Spielerinnen – deren Eltern statt. Parallel hierzu wurden ehemalige Spielerinnen – sofern die Kontaktdaten vorlagen – per Mail informiert. Dabei wurden die bis dahin bekannten Fakten dargelegt und erste Unterstützungsangebote präsentiert. Bei den Unterstützungsangeboten handelte es sich um konkrete Kontakte zu einem Rechtsbeistand, einer Psychologin, einer Opferschutzeinrichtung, dem Landeskriminalamt, internen Ansprechpartnern sowie externen Anlaufstellen. Diese wurden nach Vereinsinformationen auch von mehreren Spielerinnen in Anspruch genommen.

Am darauffolgenden Tag wurde auf Wunsch der Spielerinnen ein zweiter Informationsabend organisiert, an dem auch Beamte des Landeskriminalamts Vorarlberg teilnahmen und den Ermittlungsstand im rechtlich möglichen Rahmen erläuterten.

Da dem Verein kein genauer Zeitraum möglicher Aufnahmen bekannt war, wurden zusätzlich auch Spielerinnen der Bundesligakader der letzten beiden Jahre informiert und auf Unterstützungsangebote hingewiesen.

Unterstützung der Spielerinnen
In den darauffolgenden Tagen meldeten sich mehrere Spielerinnen, die sich in ihren Wohnungen nicht sicher fühlten. Der SCR Altach organisierte daraufhin umgehend Hotelunterkünfte auf Kosten des Vereins. Diese Maßnahme erfolgte unabhängig davon, ob konkrete Erkenntnisse vorlagen – aus Respekt vor dem subjektiven Sicherheitsbedürfnis der Spielerinnen.

Einordnung und Selbstreflexion

Uns ist bewusst, dass es aus Sicht der Betroffenen Situationen gab, die als unzureichend oder belastend empfunden wurden. Diese Wahrnehmung nehmen wir ernst. Gleichzeitig war die Situation für den Verein außergewöhnlich schwierig:
– Wir verfügten über sehr wenige gesicherte Informationen.
– Wir folgten den strengen behördlichen Vorgaben. 

– Die mediale Berichterstattung hat immer neue Gerüchte zutage gebracht, die für uns aus Mangel an Information nicht verifizierbar waren. 
– Bis heute ist uns kein genauer Zeitraum der mutmaßlichen Taten bekannt.

Unser Handeln war stets von einem Ziel geleitet: potenzielle Opfer bestmöglich zu schützen und zu unterstützen. Rückblickend erkennen wir dennoch, dass nicht jeder Schritt als ausreichend empfunden wurde. Diese Erkenntnis nehmen wir an.

Anfang Dezember fand erneut ein Informationsabend mit dem aktuellen Kader statt. An diesem Termin nahm entgegen der medialen Berichterstattung kein polizeilicher Vertreter teil, sondern ausschließlich Vereinsvertreter, die über die Entwicklungen der vorausgehenden Wochen informierten. Bis zu diesem Zeitpunkt hatte der Verein jedoch keine weiteren Informationen zu den Ermittlungen durch die Polizei erhalten. 

Es ist uns wichtig, einen Punkt klar und transparent festzuhalten: Bei keiner der eingebundenen Stellen – weder bei der Opferschutzeinrichtung, der begleitenden Psychologin, den neutralen Ansprechpartner:innen, der Spieler:innen-Gewerkschaft noch beim SCR Altach selbst – ist bislang eine Beschwerde über das Vorgehen des Vereins eingegangen. Kritische Einschätzungen oder Vorwürfe wurden ausschließlich über Medien an die Öffentlichkeit getragen.

Ebenso halten wir fest, dass es bislang keine direkte Kontaktaufnahme seitens der Sportstaatssekretärin Michaela Schmidt mit dem SCR Altach gegeben hat, obwohl in öffentlichen Aussendungen wiederholt auf den Verein Bezug genommen wurde. 

Konsequenzen und Ausblick

Der SCR Altach wird die Erfahrungen aus dieser Ausnahmesituation nutzen, um seine Strukturen nachhaltig weiterzuentwickeln. Bereits jetzt stehen wir in engem Austausch mit der Kinder- und Jugendanwaltschaft Vorarlberg (KiJa), die für Schutzkonzepte zuständig ist. Gemeinsam arbeiten wir an der Weiterentwicklung eines umfassenden Präventions- und Schutzkonzepts für alle Bereiche des Vereins.

Unser Anspruch ist klar: Der SCR Altach soll ein Ort sein, an dem sich alle – insbesondere Kinder, Jugendliche und Frauen – sicher fühlen können. Dieses Ziel ist nicht verhandelbar.

Abschließend möchten wir festhalten:
Wir haben nichts zu vertuschen – und auch nichts zu verharmlosen. Unser Anliegen war und ist Transparenz, Fakten richtigzustellen, Verantwortung zu übernehmen und aus dieser schwierigen Situation zu lernen. Den betroffenen Spielerinnen gilt weiterhin unsere volle Unterstützung.